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Okt
26

Federn machen Vögel

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Wer sich für Vögel interessiert, beschäftigt sich zwangsläufig auch mit Federn. Da bei den meisten Arten nur Augen, Schnabel, Wachshaut und Beine bzw. Füße nackt sind, ist die Befiederung maßgeblich für die äußere Erscheinung eines Vogels verantwortlich – seine Größe, die Art seiner Bewegung, seine Silhouette und seine Färbung. Für den Vogelmaler bedeutet das, sich intensiv mit Federn und Gefieder auseinanderzusetzen, um dessen Aufbau zu verstehen und besser abbilden zu können.
Aus diesem Grund lohnt sich für den Vogelzeichner die Anlage einer eigenen Federsammlung oder die Zuhilfenahme von Büchern und Websites. Im Folgenden möchte ich kurz meine Arbeit damit vorstellen und wie ich bei der Sammlungsorganisation und Sortierung vorgehe.

Eismöwe
Entstehung des Bildes „Eismöwe“ unter Zuhilfenahme von Silbermöwenfeder und präpariertem Blaumeisenflügel.

Federn erhalte ich auf den verschiedensten Wegen. Über Vogelhalter und -züchter, Falkner und Jäger sowie durch Zufallsfunde von Mauserfedern, Rupfungen oder Totfunden komme ich an das Material.*
Gefundene oder erhaltene Federn reinige ich zu Hause, sofern es nötig ist, und behandle sie dann standardmäßig gegen Parasiten, indem sie für ca. 14 Tage eingefroren werden. Diese „Quarantäne“ schützt die Federn selbst und die gesamte Sammlung vor Schädlingen wie Federlingen, die sonst in kurzer Zeit die Federn bis auf den Kiel abfressen können. Zerzauste Federn können durch Entlangstreichen an den getrennten Federästchen meist wieder repariert werden. Stark verschmutzte Federn weiche ich in warmem Wasser ein, verknickte Federn werden über Wasserdampf wieder gerade.


Federn eines Inkakakadus.

Bei der anschließenden Archivierung gibt es verschiedene Möglichkeiten. Bei jeder empfehle ich, soweit die Art bestimmt wurde, sich diese zu notieren sowie Fundort, -datum und eventuell weitere bekannte Umstände (bei Erhalt/Schenkung den Vorbesitzer). Eine solche Karte lege ich dem Fund bei.
Bei der Archivierung ist es wichtig, die Federn möglichst luftdicht (Parasiten) und lichtgeschützt (Ausbleichen) zu lagern. Ob man dies in Schachteln, Plastikhüllen oder auf andere Weise löst, hängt davon ab, wie die Federn verwendet werden sollen.

ordner
Federn eines Großen Brachvogels. Die Federn sind locker in Papier eingesteckt und in einem Ordner abgeheftet.

Federn unter 35cm Länge lagere ich in wiederverschließbaren Plastikbeuteln in einem Ordnersystem. Größere Federn sind in mit Plastikbeuteln geschützten Kartons gelagert. Die meisten sind nicht fixiert, um sie bei Bedarf  in die Hand nehmen zu können, um auch die Rückseite oder verschiedene Winkel zu betrachten. Zur Stabilität liegt ein farbiger Karton im Beutel mit bei. Die Federn können so verwahrt auch gut für Öffentlichkeitsarbeit genutzt werden, um z.B. einzelne Federn in die Hand zu geben.

oeffentlichkeitsarbeit
Öffentlichkeitsarbeit: Für Besucher ausliegende Greifvogel- und Eulenfedern auf der Outdoor Neumünster 2016.

Bei frischen Totfunden präpariere ich gern den Flügel als Ganzes, da sich an so einem Präparat auch gut der Aufbau des Flügels nachvollziehen lässt. Dazu wird der Flügel an gewünschter Höhe abgetrennt und so viel Fleisch wie möglich von ihm entfernt, ohne die Haut (und daran befindliche Federn) zu beschädigen. Dieser Flügel wird dann reichlich mit Salz bestreut und kann dann z.B. auf einer starken Pappe mit Nadeln in gewünschter Haltung fixiert werden. An einem trockenen und kühlen Ort ist er nach einigen Wochen vollständig getrocknet und kann ebenfalls in einer Plastikhülle aufbewahrt werden. Nach der Trocknung ist das Präparat völlig geruchlos, sollte aber vor Feuchtigkeit geschützt werden.

fluegelpraeparat
Durch Salz konservierter Saatkrähen-Flügel.

Sollen die Federn zu einem sogenannten „Rupfungsblatt“ fixiert werden, ist ein starken Karton als Untergrund gut, auf dem sich die Federn farblich möglichst stark absetzen. Ein Grauton ist empfehlenswert, da dadurch die Farbe der Federn nicht anders erscheint. Die Federn werden ihrer Anordnung entsprechend mit Flüssigkleber fixiert – ob Überlappend, auf einer Linie oder dem echten Flügel nachempfunden, ist Geschmackssache.

rupfungsblatt
Rupfungsblatt mit fixierten Federn eines Mauerseglers.

Wie wird eine Feder bestimmt?

Mit etwas Übung erkennt man schnell, zu welchem Teil des Körpers eine Feder gehört. Am einfachsten ist die Zuordnung des Großgefieders (Handschwingen, Armschwingen und Stoßfedern), schwieriger gestaltet sich die Zuordnung des Kleingefieders (Federn am Körper wie an Rücken, Bauch und auf/unter den Flügeln). All diese Federn bezeichnet man als Konturfedern – darüber hinaus haben Vögel noch andere Federarten, nämlich verschiedene Dunen („Daunen“), die aber eher nicht zur Bestimmung tauglich sind.

Um Großgefieder, wie auf dem Rupfungsblatt, in der richtigen Reihenfolge anzuordnen, kann man die Federn nach ihrer Größe grob vorsortieren. Dabei stellt man schnell fest, dass auch Muster, Länge/Breite und Stabilität der Federn von innen nach außen ab-/zunehmen. Meist kann man so schnell zur richtigen Anordnung und so zu einem harmonischen Gesamtbild finden. Bei Schwanzfedern sitzt der Kiel bei den äußeren Federn weit außen und ist nach innen gebogen, bei den beiden mittleren Federn sitzt er mittig und ist fast gerade. Schwanzfedern unterscheiden sich von Arm- und Handschwingen durch einen seitlich S-förmigen Kiel und eine leichte Verdrehung um die Kielachse. Hier ein Beispiel für dieses Vorgehen anhand des Großgefieders einer Elster:

rupfung
Sortieren von Federn am Beispiel einer Elsterrupfung:
1. Die Federn sind fertig gesäubert und nun völlig ungeordnet.
2. Die Federn werden nach Typ (Steuer, Hand, Arm) und Seite (Kielbiegung der Flügelfedern rechts, links) vorsortiert.
3. Flügelfedern der rechten Körperseite sowie Steuer nach Reihenfolge sortiert.
4. Die  Federn werden so hingelegt, wie sie am Körper sitzen würden. Innere Federn überlappen beim Großgefieder immer die äußeren.

Mit der Kenntnis, wo am Körper die Feder sitzt, kann sie nun einer Vogelart zugeordnet werden. Manchmal ist auch schon vor der topografischen Einordnung klar, um welche Art es sich handelt, aber in den meisten Fällen muss man wissen, wo man zu suchen hat – trägt die Feder z.B. eine auffällige Endbinde oder Musterung, erleichtert es selbstverständlich die Suche, zu wissen, ob man nach einer Vogel mit dieser Zeichnung auf den Flügeln oder auf dem Schwanz sucht. Wenn man, wie bei der Elster, mehrere Federn zusammensetzen kann, taugt auch ein Vogelbestimmungsbuch zur Bestimmung.

Für Federn, die ich nicht selbst vorliegen habe, und natürlich vordergründig zur Bestimmung von neuen Funden, nutze ich Federbestimmungsbüchern. Im deutschsprachigen Bereich empfehle ich für den Anfänger z.B. Vogelfedern – Federn einheimischer Arten nach Farben bestimmen von Einhard Bezzel, für den fortgeschrittenen Sammler Die Federn der Vögel Mitteleuropas von Hans-Heiner Bergmann. Wer sich intensiver mit Federn, ihren Prinzipien und einer hochwertigen Sammlungsanlage beschäftigen möchte, sollte sich Einführung in die Gefieder- und Rupfungskunde von Wolf Dieter Busching ansehen.
Online sind verschiedene Seiten erreichbar, auf denen eine umfassende Anzahl von Federn mit genauen Maßangaben eingesehen werden kann, z.B. featherbase.info.

habichtspraeparat
Für die Zeichnung „Rotvogel“ stand ein Ganzkörper-Präparat als Modell. Diese sollte man sich vom Spezialisten anfertigen lassen (Habichtspräparat von Carsten Grobek).

* Da es sich bei Federn um Teile von Vögeln handelt, muss man bei der Anlage einer Sammlung einige Gesetze beachten.
Wer eine Sammlung mit Federn einheimischer Wildvögel anlegen möchte, benötigt dafür eine Erlaubnis seiner oberen Naturschutzbehörde. Bei Arten, die dem Jagdrecht unterliegen (z.B. Greifvögel, Hühnerartige, Enten u. Gänse), benötigt man zusätzlich die Erlaubnis des zuständigen Jagdpächters.
Anders verhält es sich mit Federn von nicht-einheimischen Vögeln. Je nach Schutzstatus der Art müssen auch für die Federn entsprechende Papiere vorliegen. Für Rassegeflügel gibt es i.d.R. keine Einschränkungen.

Bei diesem Artikel handelt es sich um einen persönlichen Erfahrungsbericht, der keinen Anspruch auf Vollständigkeit hat und auch keine Rechtsberatung darstellt.

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