Skizzen „nach dem Leben“
In zoologischen Werken der vergangenen Jahrhunderte findet sich bei Illustrationen, besonders von Tieren, oft der Zusatz „nach dem Leben gezeichnet/gemalt“ bzw. das französische oder englische Pendant. Mit diesem Zusatz beansprucht der Künstler, die Szene oder das Tier nach einem lebenden Vorbild gemalt zu haben, was er parallel zum Zeichnen beobachten konnte – nach heutiger Definition wohl „live“.
Nach nicht lebendem, aber immerhin präpariertem Vorbild entstanden Bilder „nach der Natur gemalt“. Beide Phrasen wurden aber auch oft irreführend oder in betrügerischer Absicht verwendet, etwa, wenn doch nur das Bild eines alten Meisters gespiegelt und mit einem neuen Hintergrund versehen wurde.
Seit zwei Jahren versuche auch ich mich mehr im Malen „nach dem Leben“. Diese Arbeit bringt verschiedene Problemstellungen mit sich. „Nach der Natur“ konnte ich schon sehr erfolgreich an Museumsgegenständen und eigenen Sammlungsobjekten praktizieren, aber lebende Tiere – eine spannende Heruasforderung! Gerade bei Vögeln ist die Beobachtungszeit meist sehr kurz, bestimmte Körperhaltungen stehen nur wenige Sekunden zur Ansicht. Hilfreich ist, den Inhalt des Kurzzeitgedächtnisses schnell auf Papier zu bringen und sie mit Erfahrung zu ergänzen – irgendwann muss sich das Beobachten, Fotografieren und Fotos studieren ja lohnen…
Tatsächlich sind auch Landschaften erstaunlich variabel. Das Licht, das durch Laub auf einen Bachlauf fällt, ändert sich durch die stete Bewegung der Sonne kontinuierlich und eine Wasserfläche kann um 14 Uhr vollständig anders aussehen als um 13 Uhr.
Ein spannendes neues Gebiet also. Ich bin sehr froh, dass mich einige Kollegen und Bekannte zu dieser Technik ermuntert haben! Anbei einige Beispiele mit Notizen.